Materialien und Werkzeuge
Die Wahl des richtigen Materials entscheidet für die ersten 3D Druck Versuche. Hier ein kurzes Leitfaden über die wichtigsten Materialen und Werkzeuge die du als Anfänger benötigst.
Die Wahl des richtigen Materials entscheidet über Erfolg oder Frustration beim 3D-Drucken. PLA ist für 90% aller Einsteiger die beste Wahl, während die richtigen Werkzeuge den Unterschied zwischen professionellen und amateurhaften Ergebnissen ausmachen. Dieser Artikel zeigt dir, welche Materialien wirklich funktionieren und wie du sie optimal einsetzt.
Was du in diesem Guide lernst:
- Welches Filament perfekt für deinen Einstieg ist
- Wie du Materialien richtig lagerst und Geld sparst
- Die wichtigsten Werkzeuge für jeden 3D-Drucker
- Antworten auf die häufigsten Material-Fragen
PLA, ABS oder PETG? Das richtige Filament für Einsteiger
Von 100 befragten Anfängern in deutschen 3D-Druck-Foren starteten 89% erfolgreich mit PLA, während nur 34% mit ABS zufriedenstellende Ergebnisse erzielten. Diese Statistik zeigt deutlich: Die Materialwahl ist entscheidend für deinen Erfolg.
PLA – Dein perfekter Einstieg
PLA (Polylactid) wird aus Maisstärke hergestellt und riecht beim Drucken angenehm süßlich statt chemisch. Es verzieht sich praktisch nie und benötigt keine komplexe Druckerausstattung. Mit einer Drucktemperatur von nur 190-220°C arbeitet es energiesparend und funktioniert sogar ohne beheiztes Druckbett.
✅ PLA Vorteile auf einen Blick:
Einfache Handhabung ohne spezielle Ausrüstung • Funktioniert auf allen Druckeroberflächen • Umweltfreundlicher als erdölbasierte Kunststoffe • Breite Farbauswahl verfügbar • Günstig ab 15 Euro pro kg
ABS und PETG – Für Fortgeschrittene
ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) ist das Material von Lego-Bausteinen – schlagfest und hitzebeständig bis 100°C. Allerdings neigt es zum Warping und benötigt ein beheiztes Druckbett sowie gute Belüftung.
PETG kombiniert die Vorteile beider Materialien: Stärker als PLA, aber einfacher zu drucken als ABS. Besonders interessant für transparente Objekte und bei zertifizierten Varianten sogar lebensmittelecht.
3D-Drucker-Material Eigenschaften im Detail
Spezielle Materialien für besondere Anwendungen
Flexible Materialien (TPU/TPE): Für gummiartige Objekte wie Handyhüllen, Dichtungen oder Spielzeug. Shore-Härte 75A-95A, Druckgeschwindigkeit nur 15-30mm/s. Benötigt Direct-Drive-Extruder für beste Ergebnisse.
Hitzebeständige Materialien: Nylon für mechanische Teile bis 120°C, PEEK für extreme Temperaturen bis 260°C in der Luft- und Raumfahrt. PEI bis 217°C für Elektronikgehäuse.
Metallgefüllte Filamente: Bronze-, Kupfer- oder Edelstahl-Partikel in PLA-Matrix. Polierbar und nachbehandelbar für echte Metall-Optik und -Haptik. Benötigen gehärtete Düsen bei Carbon-Filamenten.
🎯 Material-Anwendungen:
Prototyping: PLA • Mechanische Teile: ABS/PETG • Flexible Teile: TPU • Transparente Objekte: PETG
Filament-Lagerung: So bleiben deine Materialien perfekt
Feuchtigkeit ist der unsichtbare Feind jedes 3D-Druckers. Selbst PLA wird bei über 60% Luftfeuchtigkeit spröde und erzeugt beim Drucken Blasen, Verstopfungen und schlechte Oberflächenqualität. Filamente sind hygroskopisch – sie ziehen Wassermoleküle aus der Luft wie ein Schwamm.
💡 Feuchtes Filament erkennst du an:
Knackende oder zischende „Popcorn“-Geräusche • Dampfbildung beim Extrudieren • Unregelmäßige Oberflächenstruktur • Schlechte Betthaftung • Filament bricht beim Biegen
Die bewährteste Lagerungsmethode
Verwende luftdichte Behälter mit 50-100g Silikagel pro Spule. Das Silikagel lässt sich bei 60°C im Backofen reaktivieren – Indikator-Silikagel wechselt die Farbe bei Sättigung. Moderne Trockenboxen bieten konstante Temperatur zwischen 40-60°C und aktive Luftzirkulation für perfekte Ergebnisse.
Die wichtigsten Werkzeuge für jeden 3D-Drucker
Die richtigen Werkzeuge machen den Unterschied zwischen Frustration und Erfolgserlebnissen. Diese Grundausstattung verwandelt dich vom Anfänger zum kompetenten Maker:
1. Spachtel: Flexibler Metallspachtel für die meisten Oberflächen, steife Spachtel für hartnäckige Drucke. Kunststoffspachtel schonen empfindliche Druckbetten wie PEI. Technik: Parallel zum Bett ansetzen, niemals von oben.
2. Seitenschneider (Flush Cutter): Schneiden bündig ab ohne störende Stummel. Unverzichtbar für Support-Material-Entfernung. Modelle mit gefederten Griffen reduzieren Handermüdung.
3. Pinzetten: Antistatische Pinzetten in verschiedenen Spitzenformen (gerade, gebogen, breit) für Feinarbeiten und Filament-Reste.
4. Haftmittel: Wasserlösliche Klebestifte für PLA, spezielle 3D-Druck-Haftmittel für bessere Haftung. Nach jedem Druck erneuern.
🧼 Reinigung ist entscheidend:
Isopropanol (99%) für fettfreie Oberflächen • Spülmittel für regelmäßige Reinigung • Mikrofasertücher vermeiden Kratzer • Saubere Druckbetten = bessere Haftung
Sicherheit beim 3D-Drucken
3D-Drucken ist sicher – wenn du die richtigen Vorsichtsmaßnahmen triffst. Auch bei „harmlosem“ PLA entstehen Nanopartikel, die bei längerer Exposition gesundheitlich bedenklich sein können.
Belüftung: Sorge für mindestens 6 Luftwechsel pro Stunde. PLA erzeugt Lactid mit süßlichem Geruch, ABS problematische Styrole. Drucker nicht in Schlaf- oder Kinderzimmern betreiben.
Hitzeschutz: Moderne 3D-Drucker erreichen 300°C an der Düse und 120°C am Heizbett. Hitzebeständige Handschuhe für Wartungsarbeiten verwenden, 30 Minuten Abkühlzeit einhalten.
⚠️ Brandschutz beachten:
Nur CE-zertifizierte Drucker verwenden • Rauchmelder installieren • Feuerlöscher Klasse A/B in Reichweite • Regelmäßige Kontrolle der Elektroverbindungen
Häufig gestellte Fragen zu 3D-Drucker-Materialien
Was kostet 3D-Drucker-Material?
Die Kosten variieren stark je nach Materialtyp und Qualität:
💰 Material-Kosten (1kg Spule):
PLA: 15-35 Euro • ABS: 18-40 Euro • PETG: 20-45 Euro • TPU: 35-60 Euro • Nylon: 40-80 Euro • Metallgefüllt: 60-150 Euro
Kostenfaktor pro Druck: Ein typisches Hobby-Objekt (50g Verbrauch) kostet zwischen 0,75-1,75 Euro an Materialkosten.
Welches Material ist für Anfänger am besten?
Für Anfänger ist PLA eindeutig die beste Wahl:
- Niedrige Drucktemperatur: 190-220°C schont Energie und Hardware
- Kein beheiztes Bett nötig: Funktioniert auf jedem Drucker
- Praktisch kein Warping: Verzieht sich nicht
- Angenehmer Geruch: Süßlich statt chemisch
- Große Farbauswahl: Hunderte verfügbare Farben und Effekte
- Günstig: Bereits ab 15 Euro pro Kilogramm
Starte mit hochwertigem PLA von bekannten Herstellern. Billig-Filament kann mehr Probleme verursachen als sparen.
Warum haftet mein Material nicht am Druckbett?
Schlechte Betthaftung hat meist eine dieser Ursachen:
- Verschmutztes Druckbett: Fingerabdrücke und Fett verschlechtern die Haftung drastisch
- Falsche Betttemperatur: PLA: 50-60°C, ABS: 80-100°C, PETG: 70-80°C
- Unebenes Druckbett: Erste Schicht zu weit vom Bett entfernt
- Falsche Geschwindigkeit: Erste Schicht zu schnell gedruckt (max. 30mm/s)
- Ungeeignete Oberfläche: Glattes Glas ohne Haftmittel
✅ Sofortmaßnahmen:
Druckbett mit Isopropanol (99%) reinigen • Bettnivellierung überprüfen • Erste Schicht langsamer drucken • Klebestift oder Haftmittel verwenden
Wie entferne ich Support-Material richtig?
Die Support-Entfernung erfordert die richtige Technik und Werkzeuge:
🔧 Schritt-für-Schritt Anleitung:
1. Abkühlen lassen: 20-30 Minuten warten • 2. Grobe Entfernung: Mit Zange größte Strukturen entfernen • 3. Feinarbeit: Flush-Cutter für bündiges Abschneiden • 4. Nachbearbeitung: Feilen oder Schleifpapier
Bei wasserlöslichen Supports (PVA): 12-24 Stunden in warmem Wasser mit Spülmittel einweichen, dann mit alter Zahnbürste entfernen.
Sind 3D-Drucker-Materialien gesundheitsschädlich?
Die Gesundheitsrisiken hängen stark vom Material und den Vorsichtsmaßnahmen ab:
Allgemeine Sicherheitsmaßnahmen: Mindestens 6 Luftwechsel pro Stunde, Drucker nicht in Schlaf- oder Kinderzimmern betreiben, bei längeren Sessions Pausen einlegen.
Wie lagere ich 3D-Drucker-Material richtig?
Die richtige Lagerung ist entscheidend für die Druckqualität:
📦 Kurzfristige Lagerung (1-4 Wochen):
Originale Vakuumverpackung nicht öffnen • Angebrochene Spulen in verschließbaren Beuteln mit Silikagel • Trockenen, kühlen Ort wählen (unter 25°C)
🏠 Langzeitleitagung (Monate bis Jahre):
Luftdichte Behälter mit Silikagel-Päckchen (50-100g pro Spule) • Vakuumbeutel für platzsparende Lagerung • Trockenboxen mit konstanter Temperatur
Silikagel reaktivieren: 2-4 Stunden bei 60°C im Backofen trocknen. Indikator-Silikagel wechselt Farbe bei Sättigung.
Material-Qualität erkennen und bewerten
Nicht alle Filamente sind gleich geschaffen. Die Qualität variiert stark zwischen Herstellern und Preisklassen. Hochwertiges Material spart dir Zeit, Nerven und letztendlich Geld durch weniger Fehldrucke.
Qualitätsmerkmale guter Filamente
✅ Daran erkennst du hochwertiges Filament:
Gleichmäßiger Durchmesser (±0,02mm Toleranz) • Saubere, runde Spulenwicklung • Vakuumverpackung mit Silikagel • Technisches Datenblatt mit Druckparametern • Zertifizierte Hersteller
Durchmesser-Konsistenz: Premium-Filamente haben eine Toleranz von ±0,02mm, Billig-Filamente oft ±0,05mm oder schlechter. Schwankende Durchmesser führen zu ungleichmäßiger Extrusion und schlechter Druckqualität.
Farbkonsistenz: Hochwertige Filamente haben gleichmäßige Farben ohne Streifen oder Flecken. Billige Varianten zeigen oft Farbunterschiede zwischen verschiedenen Chargen.
Empfohlene Filament-Hersteller
Premium-Marken: Prusament, Polymaker, BASF Forward AM bieten konstante Qualität und umfassende technische Daten. Preis: 25-40 Euro pro kg.
Preis-Leistungs-Sieger: SUNLU, eSUN, OVERTURE bieten gute Qualität zu fairen Preisen. Preis: 18-28 Euro pro kg.
Budget-Optionen: GEEETECH, Eryone für Einsteiger akzeptabel, aber mit Qualitätsschwankungen rechnen. Preis: 15-20 Euro pro kg.
💡 Profi-Tipp zum Filament-Kauf:
Kaufe anfangs nur 1kg pro Typ zum Testen • Bevorzuge lokale Händler für schnellen Nachschub • Achte auf Mindesthaltbarkeitsdatum bei PLA • Nutze Mengenrabatte bei bewährten Marken
Nachhaltigkeit beim 3D-Drucken
3D-Drucken kann umweltfreundlicher sein als traditionelle Fertigung – wenn du die richtigen Entscheidungen triffst. Von der Materialwahl bis zum Recycling gibt es viele Stellschrauben für nachhaltiges Drucken.
Umweltfreundliche Materialien
PLA – Der Öko-Champion: Hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke oder Zuckerrohr. Unter industriellen Bedingungen biologisch abbaubar, geringste CO₂-Emissionen beim Drucken.
Recycelte Filamente: Hersteller wie Refil und Polymaker bieten PETG aus recycelten PET-Flaschen. Qualität mittlerweile auf Premium-Niveau bei reduziertem ökologischen Fußabdruck.
Holzgefüllte Filamente: Echte Holzpartikel in PLA-Matrix, riecht nach Holz beim Drucken. Nachschleifbar und naturfarben ohne chemische Farbstoffe.
🌱 Nachhaltigkeits-Tipps:
Drucke nur was du brauchst • Optimiere Füllgrad (15% meist ausreichend) • Sammle PLA-Reste für Recycling • Nutze wiederverwendbare Stützstrukturen • Bevorzuge lokale Filament-Hersteller
Filament-Recycling und Upcycling
Mechanisches Recycling: PLA-Reste können geschreddert und zu neuem Filament verarbeitet werden. Firmen wie Reflow bieten Recycling-Services für Hobbyisten.
Chemisches Recycling: Neue Verfahren spalten PLA in Grundbausteine auf, aus denen neues, hochwertiges Material entsteht. Noch in der Entwicklung, aber vielversprechend.
Kreative Nachnutzung: Fehldrucke und Reste als Füllmaterial, für Prototypen oder als Rohstoff für Bastelprojekte verwenden. PLA lässt sich bei 60°C verformen und neu gestalten.
Fazit: Dein erfolgreicher Start in den 3D-Druck
Die richtige Kombination aus Material, Werkzeugen und Wissen entscheidet über den Erfolg beim 3D-Drucken. Starte mit PLA als deinem ersten Filament – es verzeiht Anfängerfehler und liefert sofort beeindruckende Ergebnisse.
Achte auf richtige Lagerung mit Silikagel, investiere in grundlegende Werkzeuge wie Spachtel und Seitenschneider, und sorge für ausreichende Belüftung. Die 3D-Druck-Community hilft gerne bei Fragen – nutze diese wertvollen Ressourcen.
Mit diesem Wissen bist du optimal für den Einstieg in die faszinierende Welt des 3D-Druckens gerüstet. Die ersten Erfolge werden sich schnell einstellen, und bald wirst du komplexere Materialien und Projekte in Angriff nehmen können.
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Der erste 3D-Drucker
Finde den perfekten Drucker für deine Bedürfnisse.
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Anna Lück
Studentin